Mein Gesellenstück – mein eigener, individueller Schreibtisch!
Mai 28, 2020
Geschafft! Ich habe meine Gesellenprüfung bestanden. Nach drei ereignis- und lehrreichen Jahren der Ausbildung darf ich mich nun offiziell „Tischler-Gesellin“ nennen. Schon zu Anfang meiner Ausbildung wusste ich, dass der praktische Teil meiner Abschlussprüfungen den Bau eines Gesellenstücks beinhaltet. Doch nicht nur das wusste ich – auch war mir von Anfang an klar welches Möbelstück es zu meiner Prüfung sein sollte: ich wollte mir einen Schreibtisch selber bauen. Ein Schreibtisch nach Maß, total individuell und genau nach meinen Wünschen und Bedürfnissen. Warum war mir das klar? Ganz einfach: Weil ich in meiner Freizeit viele Stunden am Schreibtisch verbringe und was kann es Schöneres geben als sich in seiner privaten Umgebung mit seiner Einrichtung wohl zu fühlen?
Doch wie sollte mein individueller Schreibtisch genau aussehen? Welches Holz sollte und wollte ich verwenden? Wie groß sollte er werden? Wie viel Staufläche sollte er mir bieten? Viele Schubladen oder doch eher wenige? Und wie hoch wollte ich ihn eigentlich bauen? Puuuuh – Fragen über Fragen.
Bevor es los ging: erst mal Recherche betreiben.
Also begab ich mich ins WorldWideWeb um mich inspirieren zu lassen. Ich denke, dass sollte jeder tun um ein Gefühl dafür zu bekommen wie man sich seinen individuellen Schreibtisch vorstellen könnte. Das Ergebnis meiner Recherche war: Mein Schreibtisch sollte unbedingt zu mir und meiner Persönlichkeit passen, meine doch recht speziellen Anforderungen an Optik und Design gerecht werden und mit viel Stauraum und genügend freier Fläche ausgestattet sein.
Mein Schreibtisch nach Maß.
Nach der Inspiration im Internet ging es an die Zeichnung. Dank der innovativen Ratschläge meiner Kollegen und dem wertvollen Input meiner Chefs, Herrn Lömker und Herrn Harig, hatte ich nach kurzer Zeit eine perfekte Skizze des Möbelstückes fertig. Und an dieser Zeichnung konnte ich schon erahnen: dieser Schreibtisch wird Besonderes und hebt sich deutlich von herkömmlichen Schreibtischen ab!
Die Qual der Wahl des Holzes – nicht für mich!
In meiner dreijährigen Ausbildung durfte ich den wundervollen Naturstoff Holz in allen seinen Facetten kennenlernen. Vor meiner Lehre hätte ich niemals gedacht, wie viel Auswahl es an unterschiedlichen Hölzern gibt und wie sehr sich diese in der Verarbeitung unterscheiden. In meiner Ausbildungs-Zeit habe ich eine Holzart kennengelernt, die mein absoluter Favorit ist: ich entschied mich für Rüster (Ulme). Diese Holzart hat eine unglaubliche Farbvielfalt. Ich liebe die Rot-, Braun- und Grüntöne, die die Ulme darbietet. Auch finde ich, dass Rüster eine unfassbar angenehme Wärme und fast schon eine gewisse Gelassenheit durch die Vielzahl der Farbtöne ausstrahlt. Und die Maserung dieses Holzes – einfach umwerfend!
Tipp des Tischlermeisters M.Harig:
Lassen Sie sich bei der Wahl des Holzes für ihr individuelles Möbelstückes Zeit. Setzen Sie daher (idealerweise) nicht auf kurzfristige Möbel-Trends. Denn eines können wir Ihnen garantieren: ein individuelles, für Sie ganz allein gefertigtes Möbelstück wird Sie ein Leben lang begleiten.
Und los geht´s
Der Bau des Gesellenstücks fand im Betrieb statt. Am ersten Tag war ich richtig nervös und aufgeregt. Doch voller Elan stürzte ich mich in das Projekt: „mein eigener individueller Schreibtisch“!
Den Anfang machten das Zuschneiden, Aushobeln und erste Verleimen der zusammengesetzten Vollholzflächen. Auch die nächsten Tage verbrachte ich sowohl mit dem Zuschnitt, Hobeln und Ablängen, als auch mit den ersten Fräsgängen und dem Zusammenbau einzelner Stücke. Aufwendig bei meinem Stück waren vor allem die Tischplatte, die Beine und die selbstgezinkten Schubkästen. Die Tischplatte bestand zu anfangs aus zwei Teilen, die ich nach dem Abrichten und auf Dicke hobeln und dann zur vollständigen Tischplatte zusammenfügen konnte. Nachdem das geschehen war, schickte ich Sie dann durch den Breitbandschleifer. Darauf folgte die Gratnut auf der Rückseite, die per CNC in die Rückseite der Schreibtischplatte eingefräst werden konnte, sodass ich diese nur noch auf Länge und Breite ablängen musste.
Neinnnnnn – Drama!
Die Skizze war genial. Die Unterstützung meiner Kollegen super. Die ersten Tage verliefen wie am Schnürchen. Doch dann kam er doch noch – der Fehler!
Ich habe leider die kleinen Schubkästen falsch gezinkt! Verärgert über meine Unkonzentriertheit und den daraus resultierenden dummen Fehler baute ich nach einer kurzen „innerlichen Schreianfall“ neue Schubkästen. Und was soll ich sagen? Im Nachhinein bin ich sogar froh, dass mir dieser Fehler unterlaufen ist. Denn die Mehrarbeit machte sich bezahlt, weil die Schwalbenschwanzzinken viel schöner aussehen als die Zinken zuvor. Etwas schwierig und nervenaufreibend gestalteten sich zum Ende hin noch die Füße, da ich diese per Hand in meine Tischplatten einzinken musste und das nicht unerhebliche Risiko bestand, zu viel Luft zwischen Fuß und Platte zu bekommen. Doch auch diese Schwierigkeit konnte ich zum Glück mit Geschick meistern (ähh gesellen)
Die Veredelung meines Schreibtisches.
Letztendlich fehlte nun nur noch die Oberflächenbehandlung. Diese ist allerdings für die gesamte Ausstrahlung und Ästhetik des Möbelstückes verantwortlich. Für die Oberflächen des Schreibtisches entschied ich mich für ein farbloses Öl, um die natürlichen Farben des Holzes zu befeuern. Nachdem das Öl eingezogen und abgetrocknet war, habe ich die einzelnen Elemente zusammengefügt.
Emotionen pur.
Was mir beim Anblick meines fertig gestellten Schreibtisches durch den Kopf ging waren eine Menge Emotionen. Ja, ich gebe es offen zu: ich war den Tränen nahe vor Glück und mächtig stolz auf mich! Freude und Erleichterung, nach zwei Wochen intensiver Arbeit, machten sich in mir breit. Das sich dann auch noch meine Arbeit in Form einer tollen Note des Prüfungsausschusses der IHK niederschlug, machte die Sache für mich richtig rund! Ich habe alle meine Prüfungen bestanden und bin jetzt Tischler-Gesellin. Ich möchte die Gelegenheit noch nutzen, mich bei allen meinen Kollegen zu bedanken. Es war eine tolle Zeit mit euch! Und natürlich auch ein großes Dankeschön an Herrn Lömker und Herrn Harig. Eine fundierte, fachlich kompetente, aber auch sehr menschliche Ausbildung wurde mir ermöglicht. DANKE!
Ihr persönliches Möbelstück gefällig?
Dann melden Sie sich einfach bei uns. Wir freuen uns auf Ihre Kreativität und Ihre Ideen.